Welchen Ton fürs Töpfern? Ratgeber zur passenden Wahl
- Viktor

- 4. Juli 2024
- 3 Min. Lesezeit
Die Grundlage fürs Töpfern ist natürlich Ton. Nachdem ich mich mehrere Monate mit der Suche nach einem passenden Ton für mich beschäftigt habe, fasse ich hier meine Erfahrungen und Tipps zusammen.
Es gibt so viele unterschiedliche Tonsorten. Als ich das erste Mal im Keramikfachhandel stand und mir die große Auswahl ansah, war das überfordernd. Klar, mancher Ton ist heller als der andere. Mancher hat eine gröbere und mancher eine feinere Struktur. Aber gefühlt gibt es 10 Tonsorten, die alle hell und fein sind, weitere 15 dunkle, die grob sind.
Wie also den richtigen finden?
Erster Schritt: Die Auswahl eingrenzen
Nicht jede Tonart wird für einen relevant sein. Man kann daher bereits im Vorfeld gut die Auswahl eingrenzen. Eine der ersten Fragen wird sein: Bei welcher Temperatur und wie soll gebrannt werden? Plant man z.B. Steinzeug, fallen viele Tonarten, die nur für geringere Temperaturen ausgelegt sind, bereits raus. Auch gibt es Tonarten für Holzöfen oder Raku (eine spezielle Brenntechnik).
Eine zweite wichtige Frage ist: Wie möchte man den Ton verarbeiten? Ton für Drehscheiben wird bestimmte Kriterien erfüllen müssen, die z.B. für das Herstellen von Fliesen nicht notwendig sind.
Die dritte Frage: Welche Glasur soll wie verwendet werden? In der Regel sehen Glasuren nach dem finalen Brand unterschiedlich aus, abhängig vom darunter liegenden Ton. So kann es passieren, dass bei einem sehr hellen Ton eine Glasur weiß wird, bei einem sehr dunkeln Ton gelb wird. Auch können sich manche Glasuren mit dem einen oder anderen Ton optisch beißen. Wo eine hellblaue Glasur mit einem hellen Ton vielleicht harmonisch wirkt, wird sie bei einem leicht gelblichen Ton unangenehm sein.
Zweiter Schritt: Den persönlichen Favoriten finden
Es ist unwahrscheinlich dass es einem egal sein wird, mit welchem Ton man arbeitet. Es wird Dinge geben, die man mögen und andere Dinge, die man nicht mögen wird.
Meine Empfehlung: Besuch einen Keramikfachhandel (bei mir war es z.B. Keramik-Kraft in der Nähe von Nürnberg). In der Regel findet sich dort eine Palette mit Teststücken des gebrannten Tons. Hier kann man über die Oberflächen fühlen, sich die Farben unter verschiedenem Licht anschauen auch mal ruhig mit dem Fingernagel über den jeweiligen Ton fahren.
Wie fühlt sich welcher Ton für dich an? Welche Farbe gefällt dir und bei welcher verziehst du das Gesicht? Taste dich so an den passenden Ton heran.
Dritter und finaler Schritt: Den Ton ausprobieren
Es kann sein, dass man den vermeintlich perfekten Ton fürs Töpfern gefunden hat. Und dennoch kann es der falsche Ton sein. Was noch fehlt? Ausprobieren.
Mit einigen Ton-Paketen ausgestattet kann man sich durch die engere Auswahl durcharbeiten. Hierbei wird man darauf achten, wie der Ton sich beim Arbeiten verhält, ob die geplanten Objekte damit gut hergestellt werden können und wie Dinge wie Abdrehen, Recyclen und mehr funktionieren.
Nicht vergessen werden sollte das Brennen. Verschiedene Brenntechniken (Gas- oder Elektrikofen) oder Temperaturen (1240 oder 1220 Grad) können den Ton verschieden wirken lassen. Für eine finale Entscheidung sollte daher die engere Auswahl an Ton auch gebrannt werden.
Wie ich den passenden Ton für mich gefunden habe
Die Reise zu dem für mich passenden Ton begann Zuhause. Ich überlegte mir, was für eine Farbe ich beim Ton haben wollen würde und was ich damit in etwas produzieren wollte. Für mich war klar, dass ich an der Drehscheibe damit arbeiten würde und dass ich Steingut produzieren wollte.
Mit diesem Wissen ging ich in einen Keramikfachhandel und ließ mich dort beraten. Ich kaufte mir, verteilt über einige Wochen, insgesamt 7 verschiedene Tonarten (3 dunkle und 4 helle) und testete mich durch sie durch. Drehen, Abdrehen, Schrühbrand, Glasieren und dann der Glasurbrand wurde für alle Tonarten durchgespielt und mir dabei fleißig Notizen in meinem "Tonbuch" gemacht. Einige Monate später bin ich so bei 2 Tonarten gelandet, mit denen ich heute arbeite.
Ich bin mit meiner Auswahl Stand heute zufrieden. Aber es kann gut sein, dass das in einigen Monaten anders aussieht. Es ist nur natürlich (auch für bekannte Töpfer), immer wieder neue Tonarten zu testen und, falls sich ein besseres Material findet, auch mal zu wechseln. Mein Tipp daher: Nicht zu sehr auf den gewählten Ton festfahren, sondern offen auch mal nach links und rechts schauen.

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